Transparente an der Fassade, ein bunt gestalteter Eingangsbereich, Jiaugulan-Pflanzen im Innenhof und eine Veranstaltungshalle – so präsentiert sich das Haus seinen Besuchern und Besucherinnen. Das ehemals besetze Haus in der Johnstraße 45 bietet nun einem selbstorganisierten, nicht kommerziellen, Wohn-, Kultur- und Sozialprojekt von, mit und für Panx den nötigen Raum.
Anhören
Herunterladen
Audio
Die Pankahyttn
Die Pankahyttn ist eine Gruppe von Menschen, die lange für einen selbstorganisierten Wohnraum gekämpft hat. Die Grenzen sind dabei fließend und reichen von etwa 20 Personen, die in der Johnstraße 45 wohnen, bis zu einigen hundert Menschen im Umfeld, die die Anliegen der Pankahyttn teilen oder bei verschiedenen Aktionen mitgemacht haben und sich daher zugehörig fühlen. Als Ziel hat sich die Pankahyttn nicht weniger als einen Systemwechsel vorgenommen. Die Abschaffung des Kapitalismus und kapitalistischer Ausbeutungsverhältnisse wird angestrebt. Eine sehr konkrete Forderung, die damit zusammenhängt, ist das Wohnen auf Betriebskostenbasis, das in der Johnstraße 45 bereits umgesetzt ist.
Wien, Besetzungen und alternative Lebensweisen
Bis die Pankahyttn ihren Wohnraum erkämpft hat, hat es mehr als acht Jahre der Verhandlungen und letztlich auch mehrerer Besetzungen bedurft. Denn nachdem das EKH verkauft wurde und daher als Ort für die Pankahyttn bedroht war, begannen Verhandlungen um ein neues Gebäude mit der Gemeinde Wien und mit Wiener Bezirkspolitikern und Bezirkspolitikerinnen. Diese waren lange Zeit nicht erfolgreich und so hat die Pankahyttn innerhalb eines Jahres 12 Hausbesetzungen als Protestaktionen organisiert. Zuletzt wurde mit der Gemeinde Wien ein Kompromiss geschlossen. Die Pankahyttn bekam ihr Haus mit den gewünschten Verträgen, wird allerdings von der Gemeinde Wien seither als Sozialprojekt geführt. Das Haus in der Johnstraße 45 ist seit den späten 80ern das erste Haus, das von der Gemeinde Wien für ein alternatives Wohnprojekt hergegeben wurde.
Wiener Rahmenbedingungen
Nachdem die Gemeinde Wien die größte Wohnungsbesitzerin der Stadt ist, richten sich Besetzungen oftmals direkt an die Gemeinde und somit öffentlichen Besitz. Das, und die sozialdemokratische Ausrichtung der Stadtregierung seit 1918, zwar in Unterbrechung durch die totalitären Regime, geben Besetzungen in Wien eine besondere Dynamik. Die Verantwortlichen haben dennoch nie eine einheitliche Strategie im Umgang mit Besetzungen entwickelt. Eher wurde, je nach Einschätzung der Besetzer und Besetzerinnen, Repression oder Duldung und Subvention eingesetzt.
Besetzungen als Protest und Alternative
Besetzungen sind ein Mittel, mit dem verschiedene Ziele verfolgt werden können. Daher werden Besetzungen auch von den unterschiedlichsten Gruppen eingesetzt. Als politisches Protestmittel reichen sie von Fabriksbesetzungen und Aubesetzungen über die Occupy-Bewegung und unibrennt bis zum Mittel, um sich auf Dauer einen Raum anzueignen. Akute Besetzungen sind in Wien rar. Die Wagentruppen „Treibstoff“ und „Gänseblümchen“ und die „Pizzeria Anarchia“ in der Mühlfeldgasse sind Beispiele momentaner Besetzungen.
In Wien wirken Besetzungen, neben dem Erhalt von schützenswerten Gebäuden, oft über ihre Forderungen und die kreative Umsetzungen dieser Forderungen in der Gesellschaft weiter. Falter, Fahrradkooperative, Amerlinghaus, Arena, alternative Schulformen oder Streetwork-Sozialarbeit sind nur einige der Institutionen, die sich aus Besetzungen entwickelt haben.
Gestaltung: Julia Hofbauer